MRZ vom 16.02.2005: Bilder, die man nie vergißt
Bilder, die man nie vergisst
Mainzer THW-Helfer Dietmar Wolf ist zurück aus der indonesischen Katastrophenregion Aceh
Die ersten THW-Helfer sind aus der Katastrophenregion Aceh auf Sumatra zurückgekehrt. Vor Ort Im Einsatz war auch Dietmar Wolf aus Mainz.
MAINZ. "Ich bin froh, wieder im Land zu sein", sagt Dietmar Wolf vom THW Mainz. Die ersten Sätze nach der Landung und dem Empfang der ersten Rückkehrer aus der Katastrophenregion Indonesiens in der Nacht zum Dienstag kommen noch etwas schleppend. Im Airbus der Bundeswehr kehrten elf THW-Helfer und 28 Soldaten zurück, die in Banda Aceh im Einsatz waren.
Dietmar Wolf ist gesund und wohlbehalten zurückgekehrt, die schrecklichen Bilder im Kopf und den Leichengeruch in der Nase. Auch der eitgediente THW1er, der in rund 20 Auslandseinsätzen in Katastrophenregionen Erfahrungen gesammelt hat, wird diesen Einsatz kaum vergessen. Mit 65 Jahren ist Wolf der Älteste der Rückkehrer.
Wolf war mit den Wasseraufbereitungsanlagen und den Teams im Bereich Banda Aceh tätig. Die Wege zu den Einsatzorten sind immer noch von Leichensäcken gesäumt: Bilder, an die sich niemand gewöhnen konnte.
Die Helfer werden zunächst von Spezialisten der Einsatznachsorge empfangen und von den Freunden abgeschirmt. Ein Notfallseelsorger ist dabei, es gibt wichtige Informationen zum Umgang mit den bedrückenden Erlebnissen. Die Heimkehrer erhalten Hilfsadressen, bevor sie herzlich von ihren "Abholern in blau" begrüßt werden.
"Es war erschreckend, mit eigenen Augen die grausame Kraft des Tsunamis zu sehen. Dagegen sind die Fernsehbilder nichts", berichten die Helfer. Die Zahl der Toten steigt täglich, in den Schlammmassen findet man noch immer Opfer. Der Einsatzort Banda Aceh mit dem großen General-Hospital, wo 80 Prozent der Personals und fast 100 Prozent aller Patienten Opfer der Flutwelle wurden, war Haupteinsatzort für die THW-Teams, Wasser- und Energieversorgung sowie die Abwasserbeseitigung standen im Mittelpunkt der Arbeit.
Im Nahbereich des Krankenhauses waren die Helfer in Camps untergebracht, im Schnitt arbeiteten sie zehn Stunden am Tag. Der Campdienst und die Pflege der persönlichen Ausrüstung kam hinzu, Bei dem schwül-heißen Klima und teils heftigen Monsunregen eine Herausforderung an Mensch und Material. In den letzten Einsatzstunden wurden die THW-Helfer zu Brandbekämpfern, ein Großfeuer forderte den Einsatz der Tankwagen, Pumpen und Schläuche,
Abschalten und sich erholen — das war nicht nur der Wunsch von Dietmar Wolf, nachdem sich die nächtliche Heimkehr durch Eis und Schnee deutlich verzögerte.
(Text & Foto: Helga Wienand)