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Mainzer THW-Helfer zurück aus dem Erdbebengebiet Onna

Cristoforo Cascino ist aus dem Erdbebengebiet in Italien wieder gut behalten nach Mainz zurückgekehrt.

Nach seinem zweiwöchigen Aufenthalt im Einsatzgebiet Onna, vom 13. bis 27. Juni, bringt Cris viele Eindrücke und umfassendes Bildmaterial mit nach Hause. Während ich das Material sichtete, ergaben sich viele Fragen, die mir Cris in einem Interview gerne beantwortete.

Natürlich wollte ich nicht nur wissen, wie es vor Ort aussieht, wie weit die Aufräumarbeiten vorangeschritten sind, wie die Bevölkerung dort nun lebt und wie es weitergehen wird, sondern auch, welche Aufgabe Cris hatte und wie er die Kameraden vor Ort unterstützte.

„Als ich am 13. Juni in Onna ankam und das gesamte Ausmaß der Katastrophe sah, war ich sehr betroffen. Das Dorf wurde fast zu 95% zerstört. Die Häuser, die noch stehen, sind derart vom Einsturz bedroht, dass ihre ehemaligen Bewohner nicht einmal hineindürfen, um die noch vorhanden Habseligkeiten zu bergen“, berichtet Cris.

Direkt am ersten Tag wurden die neuen Kameraden des THW dem italienischen Zivilschutz und dem Gemeinderat vorgestellt, damit diese ihre neuen Ansprechpartner kennen lernen können. Es sind derzeit immer bis zu neun THW-Helfer aus der gesamten Bundesrepublik im Erdbebengebiet, die im Turnus von 14 Tagen wechseln. Cris’ Hauptaufgabe war hier in erster Linie die Funktion des Dolmetschers, natürlich auch mit dem fachkundigen Hintergrundwissen eines THW-Helfers. Denn die Aufgabe aller Helfer in Onna ist es, den dort noch lebenden ca. 150 Menschen das Leben und Wohnen zwar einfach, aber dennoch so gemütlich wie möglich zu gestalten. Etwa die gleiche Anzahl Menschen ist schon in die nahe gelegenen Städte „ausgewandert“, aber diejenigen, die von der Landwirtschaft und Viehzucht leben, können und wollen den Ort nicht einfach verlassen und geben daher die Hoffnung nicht auf in ihrer Heimat wieder neu beginnen zu können. So setzen sie auch große Hoffnungen in das Technische Hilfswerk, wie Cris berichtet.

Augenblicklich lebt die Bevölkerung noch in Zelten und Wohnwagen. Diese Zeltstadt musste zum Zeitpunkt von Cris’ Aufenthalt versetzt werden, um Platz zu schaffen für den Bau von massiveren Holzhäusern. Die sollen bis September fertig sein, um der Bevölkerung noch vor Einbruch des Winters sichere Unterkünfte zu gewährleisten.

 

 

Hierfür wurden vom THW Strom- und Wasseranschlüsse gelegt und ein Unterstand für Waschmaschinen und Trockner gebaut. Bei dieser Arbeit und dem Bau einer Veranda für den Container der Gemeindeverwaltung legte Cris auch Hand mit an, „…denn die alleinige Aufgabe des Dolmetschers hat mich nicht ausgefüllt“, so Cris.

 

 

„Der italienische Zivilschutz hat bisher schon eine phantastische Arbeit geleistet“, bestätigt Cris. Viele Gebäude wurden aufwendig abgestützt, gerade die alte Kirche aus dem 12. und 14. Jahrhundert, die später wieder komplett aufgebaut werden soll. Innerhalb nur einer Stunde schnitzten die Männer der italienischen Feuerwehr mit der Motorkettensäge eine Jesusfigur, die dann an der Kirchenmauer angebracht wurde. Täglich werden die Menschen vom Zivilschutz mit Mahlzeiten versorgt, die auch von Spenden durch private Unternehmer herrühren. Hierzu trifft man sich in dem großen „Essenszelt“.

Um sich in Zukunft besser gegenüber Erdbeben zu wappnen, wurde ein Geologe bestellt. Der klärte die Bevölkerung unter anderem darüber auf, wie Erdbeben entstehen und wie man seine Häuser für die Zukunft sicherer bauen kann. Denn der Grund für das Ausmaß der Katastrophe in Onna ist in den umliegenden Bergen zu finden. Nachdem die erste Welle das Dorf bereits erschüttert hatte, warfen die Berge das Beben zurück; das Dorf wurde ein zweites Mal getroffen. Da mutet die Übersetzung des Namens Onna wie ein schlechtes Omen an. Im italienischen Dialekt heißt Onna die Welle (in der italienischen Hochsprache Onda).

Herzlich fiel auch die Verabschiedung nach dem 14-tägigen Aufenthalt aus. Denn inzwischen kam man sich näher, freundete sich sogar an. Da wurde dem einen, oder anderen Helfer von Seiten der Bevölkerung das Versprechen abgerungen, auf jeden Fall wiederzukommen. Das könnte gut sein, denn der Aufbau in der gesamten Region wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Der Pressemitteilung des THW vom 8. Juli ist zu entnehmen, dass sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sehr erschüttert zeigte über das Ausmaß der Katastrophe in dem ehemals idyllischen Bergdorf. Sie war im Rahmen ihres Besuches zum G8-Gipfel in das Abruzzendorf gekommen, um den Bürgern zu zeigen, dass Deutschland auch weiterhin helfen wird. Gleichzeitig dankte sie den THW-Helfern für ihren Einsatz. Im Gespräche mit THW-Vizepräsident Rainer Schwierczinski informierte sich die Kanzlerin über die Fortschritte des Einsatzes.

Bilder: Cristoforo Cascino/THW OV Mainz