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9.000.000 Liter in knapp 22 Stunden – OV Mainz senkt 6.000m² großen See im Weisenauer Steinbruch

Mainz im Oktober 2011. Der Auftrag an das Mainzer THW lautete: Geschätzte 3.500 - 5.000 m³ Wasser aus einem See im ehemaligen Steinbruch in Mainz-Weisenau abzuleiten. Kai Ruth, Zugführer des OV Mainz: „Das wird sicherlich technisch hoch spannend, da wir hier neben dem eigentlichen Auspumpen -wie weit kommen wir mit der uns vorhandenen Pumpenleistung auf solch einer langen Wegstrecke- auch die Themengebiete Stromversorgung, Beleuchtung und Plattformbau angehen müssen. Der Ausbildungs- und Übungswert dieses Einsatzes ist enorm hoch.“

Über 150 Jahre wurde im Steinbruch Kalkstein abgebaut und im ehemaligen Werk der HeidelbergCement AG, genehmigt von der Stadt Mainz, Zement hergestellt. Vertragliche Vorrausetzung war, dass die ausgehobene Grube später wieder zu verfüllen ist. Inzwischen hat der Entsorgungsbetrieb Mainz das Gelände gekauft und ist somit in die Verpflichtung eingestiegen, das Gelände auffüllen zu müssen.

Für den Entsorgungsbetrieb Mainz ist es das ideale Gelände und eine ebenso ideale Voraussetzung, anderswo abgetragenes Erdreich zu deponieren. Dies senkt nicht nur den Preis für die Müllgebühren, da keine gesonderte Deponie benötigt wird, um ausgehobenes Erdreich abzugeben, sondern füllt gleichzeitig auch den Steinbruch. Was an Material angefahren wird, ist so beschaffen, dass es biologisch zum vorhanden Boden passt. Vorab erstellte Gutachten stellen dies sicher. Interessant ist diese Anlage hauptsächlich für Großprojekte, wie Baustellen, auch aus dem Umland und aus Frankfurt. Der gesamte Inhalt des Hechtsheimer Tunnels ist hier deponiert worden.

Ursprünglich war der Steinbruch 65 Meter tief. 25 Meter wurden bereits aufgefüllt. Allerdings soll die ca. 30 Meter hohe Steilwand an der Autobahnseite frei bleiben. Inzwischen haben sich in der Wand über die Jahre verschiedene seltene Vogelarten eingenistet, deren Lebensraum erhalten bleiben soll.

Die Problematik unseres Anforderes war, dass man in dieses große Loch nicht einfach Erde hineinschieben kann. Grund- und Oberflächenwasser bildeten mit der Zeit zwei Seen, die zuerst geleert werden müssen, bevor man weiteres Material abladen kann. Die Nähe zum Rhein macht es nötig, an verschieden Stellen des Geländes Meßpunkte zu installieren, um mehr Erfahrungswerte über den Grundwasserspiegel zu erhalten. Einer der beiden Seen ist ständig mit einer Pumpe versehen, die einen gleichmäßigen Wasserpegel hält. Der andere See sollte am 22. Oktober 2011 von Seiten des THW OV Mainz abgesenkt werden. Hier war es wichtig herauszufinden, wie schnell der Grundwasserspiegel nach Entnahme wieder ansteigt. Zum anderen soll der geleerte See mit festem Bodenaushub aufgefüllt werden.

Da es im Vorfeld schwierig war abzuschätzen, wie lange diese technische Hilfeleistung dauern würde, wurden zwei Tage vor Ort angesetzt. Die großen Arbeitsbereiche sind der Auf- und Abbau, dazwischen eventuell notwendiges Umbauen sowie die Überwachung des gesamten Pumpvorganges, um bei auftetenden Problemen schnell reagieren zu können.

 

Am Samstag, 22.Oktober, wurde um 10 Uhr morgens mit dem Auslegen der Schläuche und dem Bau einer Rampe in den See begonnen. Unsere Fachgruppe Ortung hat mit dem Schlauchboot den See erkundet und Tiefen ausgelotet. Da die tiefste Stelle sich an einem anderen Ort im See zeigte, als zunächst angenommen, wurde die Rampe noch einmal versetzt.

Die Fachgruppe Führung und Kommunikation war in den organisatorischen Teil vor Ort eingebunden. Sie betrieb an beiden Tagen den Bereitstellungsraum. Es wurde eine Führungsstelle zur Koordination der Maßnahmen, analog zur Tätigkeit bei einem Einsatz, eingerichtet. Die FK sorgte für den Telefon- und Funkverkehr zur Einsatzstelle, übernahm Material- und Personaltransport vom OV zur Einsatzstelle und zurück, unterstützte die Küche und kochte am Samstagabend sogar selbst. Zusätzlich wurde ein Zelt als Aufenthaltsbereich und zur Verpflegungsaufnahme aufgebaut. Hier konnten die Helfer während der Nachtschicht, in der ständig eine Wachmannschaft die durchlaufende Ausstattung beobachtete, auch schlafen.

Die Fachgruppe Infrastruktur sorgte für Strom und zeichnete sich für das Verlegen der Schläuche verantwortlich. Zur Versorgung der Pumpen kam der 75kVa Stromerzeuger zum Einsatz. Dieser wird von der THW-Helfervereinigung Mainz e.V. speziell für den THW Ortsverband Mainz vorgehalten. Durch diesen leistungsstarken Stromerzeuger war es problemlos möglich, die benötigte Stromleistung kontinuierlich bereitzustellen, die die Infrastruktur des Geländes nicht gewährleistete.

 

Der Bau einer Schwimmplattform zum Einbringen der Pumpen (notwendig zum besseren Ansaugen der Wassermenge und damit kein Schlamm angesaugt wird) sowie der Verbindungssteg zum Festland, wurde von beiden Bergungsgruppen übernommen. Der ca. 20 Meter lange Steg wurde aus neun IBC Tanks (als Schwimmkörper), mehreren 6 Meter langen Holzbalken, Dielen und Europaletten gebaut und mit Seilen, Spanngurten und Gewindestangen verbunden.

Der Bau des Steges war für uns eine große Herausforderung und dauerte bis ca. 15 Uhr, die ersten Pumpen wurden um 14:30 Uhr in Betrieb genommen und arbeiteten von da an die gesamte Nacht, bis zum Sonntagmittag.

Der OV Mainz hält für die örtliche Gefahrenabwehr ein nötiges Kontingent an Schlauchmaterial vor. Für diesen Einsatz genügte das Material aber bei weitem nicht. So hat uns der THW Ortsverband Frankental mit zusätzlichem Schlauchmaterial unterstützt. Die dort ansässige Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen hält hier regulär eine größere Ausstattung vor.

Am Samstag waren insgesamt 40 Helfer im Einsatz, über Nacht blieben 11 Helfer vor Ort, am Sonntag waren nochmals 20 Helfer mit dem Rückbau beschäftigt. Am gesamten Wochenende kamen von allen sich im Einsatz befindlichen Helfern rund 800 Arbeitsstunden zusammen.

Den gesamten See konnten wir leider nicht leer pumpen, haben aber statt der ursprünglich vom Anforderer geschätzten ca. 3.500 m³ – 5.000 m³ Wasser ungefähr 9.000 m³ abgepumpt und den See -mit einer Oberfläche von ca. 6.000 m²-  um ca. 1,50 m abgesenkt.

Die entscheidende Anforderung unseres Auftragsgebers an den Einsatz konnte aber komplett erfüllt werden: Nämlich der Wunsch, dass der Grundwasserspiegel an den vorhandenen Messpunkten analog abgefallen war und dem Anforderer somit ermöglichte, notwendige Rückschlüsse zu ziehen, die für die weitere Verfüllung und Trainageplanung wichtig und hilfreich sind.